Was ist eigentlich ein Lebkuchenherz?
Das Lebkuchenherz ist auf dem Oktoberfest kaum wegzudenken. Groß und Klein begeistern sich für das süße Gebäck, dass mit verschiedensten Sprüchen versehen ist und zu den unterschiedlichsten Anlässen gekauft und verschenkt wird. Doch was ist ein Lebkuchenherz eigentlich? Und seit wann gibt es das Lebkuchenherz auf der Wiesn?
Der Lebkuchen hat eine lange Tradition. Erste Aufzeichnungen von lebkuchenähnlichen kleinen Honigkuchen sind auf 350 vor Christus datiert, wobei die heutige Variante des braunen Gebäcks seinen Ursprung im zwölften Jahrhundert in Belgien hat. Früher gehörten die Hersteller einem anderen Handwerk als die übrigen Bäcker an – sie bezeichneten sich als Lebküchler, Pfefferküchler, Lebzeltner oder Lebküchner und auch heute werden diese Begriffe ab und zu noch verwendet. Das traditionelle Wiesnherz gibt es mittlerweile seit mehr als einem halben Jahrhundert. Ende der 1950er Jahre hat ein Münchner Bäckermeister, Gustav Teschernich, die klassische Herzform mit Zuckerschrift entwickelt und an Händler auf dem Oktoberfest geliefert, wo es schnell beliebt wurde.
Aus drei Hauptzutaten wird das süße, kräftig gewürzte, haltbare Gebäck hergestellt: Mehl, Süßstoff und Eier. Besonders charakteristisch ist hierbei, dass viel Süßungsmittel (traditionell Honig) verwendet wird, dafür aber kaum Wasser, Milch und Fett. Verfeinert wird der braune, knetbare Teig oft mit Mandeln, Nüssen oder Kandisstücken. Den typischen Geschmack verleihen die Lebkuchengewürze: Anis, Kardamom, Muskat, Nelken, Piment, Zimt…
Das Lebkuchenherz, wie wir es heute kennen, besteht aus einigen grundlegenden Elementen: Die Basis bildet der Lebkuchen in der klassischen Herzform. Es ist mit einer dunklen Zuckerglasur überzogen, die für die kräftige braune Farbe sorgt. Auffällig ist der Zuckerdekor, der durch eine Bordüre um das Herz, so wie beispielsweise Herzchen und Zuckerblumen, verschönert wird. Die weiße Zuckerschrift drückt meist einen kurzen Spruch oder eine Bezeichnung aus, die durch das angebrachte Band stolz getragen oder als Andenken aufgehängt werden kann.
Wo früher in Form von längeren Sprüchen dichterisch wertvolle Poesie einen Platz gefunden hat, dienen heute meist kurze Aussagen als romantischer Annäherungsversuch, Liebeserklärung, neckische Beleidigung oder Mitbringsel. In verschiedensten Größen sind die Herzen auf dem Oktoberfest erhältlich, mit Beschriftungen von „Spazl“ über „Lausbua“ bis „Ich liebe dich“, tatsächlich gegessen werden sie jedoch selten. Sie dienen mehr als Dekoration oder Andenken.
Über eine halbe Million Gebäck-Herzen werden auf der Wiesn verkauft – an Liebespaare, Touristen, Kinder und Rentner – jeder liebt das Lebkuchenherz. Circa 70 bis 80 Prozent kommen dabei von einem einzigen Hersteller in Aschheim, „Zuckersucht“. Die Produktion für das Oktoberfest startet bereits im Juni und laut der Firma sind alle enthaltenen Zutaten aus Bayern – also ein echt regionales Produkt. Der frühe Produktionsstart liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass alle Herzen handdekoriert werden, denn im Schnitt braucht ein Herzl Maler um die zwei Jahre, bis er die Schrift perfekt beherrscht.